Katholische Kirche als treibende Kraft für Bildung

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Dompropst Monsignore Joachim Göbel segnet das neue “St.-Ursula-Schiff” im Forum der Schulen. (pdp/Ronald Pfaff)

Unter dem Motto „100 Jahre – Leben und Lernen“ feierten die St.-Ursula-Schulen in Attendorn am Freitag ihr stolzes Jubiläum. Mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist mit Weihbischof Matthias König und einem anschließenden kurzweiligen Festakt im Forum der St.-Ursula-Schulen begingen Gymnasium und Realschule – beides Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn – diesen Geburtstag.

Der Orden der Ursulinerinnen legte vor 100 Jahren den Grundstein für die Höhere katholische Mädchenschule. Daher lag es nah, das Jubiläum am Namensfest der Ordensgründerin, der Heiligen Angela Merici, zu begehen. „Das war damals ein Stück Pionierarbeit“, betonte Weihbischof Matthias König in seiner Festpredigt und verwies auf die Bedeutung in der damaligen Zeit, auch Mädchen höhere Schulbildung zu bieten. Bildung sei auch der Schlüssel zu den Herzen junger Menschen. Gerade die Orden, Kirchengemeinden und einzelne Priester seien es gewesen, die sich für Bildung eingesetzt hätten, und das geschaffen haben, was heute selbstverständlich sei. „Kirchen sind in Bezug auf die Bildung immer eine Kraft für den Fortschritt gewesen“, so  Weihbischof König.

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Weihbischof Matthias König (Mitte) feiert gemeinsam mit Vikar Martin Hufelschulte, Schulleiter Markus Ratajski, Monsignore Roman Mensing, Präses Michael Lütkevedder und Pater Jack (Redemptoristenpater) das Pontifikalamt. (pdp/Ronald Pfaff)

Gerade in seinen Aufgaben als Bischofsvikar für Weltkirche und Weltmission sei ihm immer wieder bewusst, dass Bildung vielerorts nicht gern gesehen und sogar bekämpft würde. Deshalb sei es bedeutsam, dass in der Mission neben einem Gotteshaus und einem Krankenhaus auch meist Schulen errichtet würden. Schulen wie die St.-Ursula-Schulen in Attendorn hätten auch die Aufgabe, das christliche Menschenbild weiterzugeben. „Junge Menschen sollen sich in ihren Fähigkeiten entwickeln können, aber auch an soziales Verhalten herangebracht werden. Die Jugend muss herangeführt werden an Liebe und Respekt. Dazu ist Glaube – richtig angewandt – wichtig als Schlüssel für ein gelungenes Leben“, sagte Weihbischof Matthias König.

Aus eigener Erfahrung berichtete der Weihbischof, dass er erst weit nach seiner Schulzeit gespürt habe, dass ihn die Schulzeit doch mehr geprägt habe, als ihm am Anfang bewusst gewesen sei. Durch zahlreiche Besuche an den St.-Ursula-Schulen in Attendorn habe er aber gemerkt, dass die Schülerinnen und Schüler „ihre Schule“ im Herzen tragen.

 

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Das Musicalensemble des St.-Ursula-Gymnasiums gab eine Kostprobe des Musicals “Gaudí”, das vom 10. bis 12. Februar aufgeführt wird. (pdp/Ronald Pfaff)

Der Festgottesdienst war ein erstes Spiegelbild der modernen, katholischen Schule in Attendorn, an dessen Gestaltung das Vokalpraktikum, der Projektchor und eine Aktion “Ursula-Schiff” der Schülerinnen und Schüler beteiligt waren. Das Programm für den Festakt im Forum der St.-Ursula-Schulen war vielseitig, dennoch verlief die Geburtstagsrevue kurzweilig, unterhaltsam und bemerkenswert multimedial. Letztlich wurde es auch zur Leistungsshow der Schulen: Kostproben aus Musicals wie „Die Rache der Igel“ oder „Gaudi“, kurzen Theaterszenen, „100 Jahre im Schnelldurchlauf“, Liedvorträgen von „Another Brick in the Wall“ bis zu „Meine Deutschlehrerin“, Anekdoten und Stilblüten aus dem Schulleben oder dem Schülerprojekt „Wählerstimme zu verkaufen“.

Eingespielte Video-Botschaften von Erzbischof Hans-Josef Becker, NRW-Schulministerin Löhrmann, Armin Laschet (MdL), Dompropst Monsignore Joachim Göbel, Dechant Andreas Neuser und weiteren Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sorgten für erfrischende Grußreden. Bei der Präsentation des Festakts setzten die St.-Ursula Schulen mit Lara Pappalardo, Lotta Arens, Jonas Kaufmann und Malion Belegu auf „eigene Kräfte“ aus den Jahrgängen 8, 9 und 10, die souverän durch das Programm führten.

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Die Schulleiter Markus Ratajski (links) und Jürgen Beckmann (rechts) danken Architekt Christof Selter für den Entwurf des “St.-Ursula-Schiffs”. (pdp/Ronald Pfaff)

Das neue St.-Ursula-Schiff ist ein Jubiläumsgeschenk der St.-Ursula-Stiftung und des Vereins der Freunde und Förderer der St.-Ursula-Schulen und schmückt das Forum. Zugleich symbolisiert es in der Form eines doppelten Schiffs beide Schulen. Die Segnung nahm Dompropst Monsignore Joachim Göbel, Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn vor. Die Schulleiter, Jürgen Beckmann (Realschule) und Markus Ratajski (Gymnasium) bedankten sich bei Architekt Christof Selter für den Entwurf.

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Schwestern der Ursulinen, deren Konvent vor 100 Jahren die St.-Ursula-Schulen gegründet hat, mit Weihbischof Matthias König und Schwester Lissa vom Orden der Dienerinnen der Armen. (pdp/Ronald Pfaff)

Zu den zahlreichen Gästen des Festakts gehörten die noch in Attendorn lebenden Schwestern der Ursulinen sowie die ehemaligen Schulleiter Monsignore Roman Mensing, Eugen Egyptien, Peter Wiedemeier und Hans Rudolf Hesselmann.

Historie zu den St.-Ursula-Schulen:
Das heutige Schulsystem, die St.-Ursula-Realschule und das St.-Ursula-Gymnasium, entstand aus einer vor 1917 bestehenden „Bewahr-, Koch-, Näh-, Strick- und Industrieschule“, die geleitet und getragen wurde von den Schwestern des Konventes der Ursulinen. Aus dieser pädagogischen Einrichtung ging die Höhere katholische Mädchenschule mit angeschlossenem Internat hervor. 1928 wurde die Schule in ein Lyzeum umgewandelt. 1932 durfte erstmals von den Schwestern ein Abschlusszeugnis selbständig erteilt werden. Unter den Nationalsozialisten begann ein trauriges Kapitel der St.-Ursula-Schulgeschichte: Die Schule wurde geschlossen und in ein Lazarett umgewandelt. Im November 1945 konnten die Schwestern ihre Schule endlich wiedereröffnen, renovieren und erweitern. In den fünfziger Jahren bildeten sich die zwei heutigen Schulformen heraus: das Gymnasium und die Realschule. Ein weiterer einschneidender Wandel vollzog sich 1973: Erstmals durften auch Jungen die Realschule besuchen. 1987 übergab der Konvent der Ursulinen die Realschule und das Gymnasium in die Trägerschaft des Erzbistums Paderborn.

Hintergrund zur Ordensgründerin der Ursulinen:
Angela Merici war eine Frau der Renaissance. Sie lebte südwestlich des Gardasees. Ihre Bedeutung liegt in der Gründung einer für Ihre Zeit neuen Lebensform, einer Gemeinschaft, in der Frauen, die in ihrem gewohnten Umfeld blieben, die Möglichkeit einer eigenständigen Lebensweise mitten in der Welt und in verantwortlicher Bindung an Gott geboten wurde. Hierzu gründete sie die Compagnia di Sant’Orsola. Aus dieser Laiengemeinschaft entwickelte sich der Schulorden der Ursulinen.

Text und Bilder: Ronald Pfaff