„Schulen sollten für Kinder sichere Zufluchtsorte sein – keine Orte der Angst und des Todes.“ Pete Walsh, Landesdirektor des Hilfswerks „Save the Children“ in der Ukraine, fasst in Worte, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Doch für die Kinder in dem von Russland überfallenen und seit mehr als drei Monaten durch Krieg terrorisierten Land ist die Realität eine andere. Fast 2000 Bildungseinrichtungen wurden nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine seither zerstört. Alle Schulen im Land sind geschlossen, manche werden stattdessen militärisch genutzt. Millionen Kinder werden durch die Kämpfe zur Flucht aus der Heimat gezwungen. Die meisten lassen ihre Väter und auch Brüder zurück, viele von ihnen haben ein Familienmitglied verloren, schlimmstenfalls sogar beide Elternteile. Den Mädchen und Jungen, die noch im Land sind, fehlt es an Essen, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung. Täglich leben sie in Todesangst, oft versteckt in Bunkern. Die Generalstaatsanwaltschaft teilt weiter mit, dass russische Truppen bereits mehr als 700 Kinder getötet oder verletzt haben.
Für die Schülerinnen und Schüler am St.-Ursula-Gymnasium ist durch die Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen diese grausame Wirklichkeit plötzlich in greif- und erfahrbare Nähe gerückt. Daher haben die Fachschaften Latein und Französisch beschlossen, den jährlichen Vokabelmarathon, eine Spendenaktion zu Gunsten einer caritativen Organisation, für „Save the Children“ in der Ukraine durchzuführen. Zur Vorbereitung auf den Vokabelmarathon lernten etwa 60 Kinder aus der Jgst. 7 eine festgelegte Anzahl an Vokabeln, von denen 30 in einem Test abgefragt wurden. Zugleich warben sie um Sponsoren, die bereit waren, pro richtige Vokabel mindestens 0,10 €, im optimalen Fall also 3 € zu geben. Der Betrag durfte natürlich gern auch individuell erhöht werden. Die Fachlehrerinnen Katharina Niggemeier und Miriam Sander für Französisch sowie Doris Kennemann und Henrike Schmidt für Latein motivierten ihre Kurse, indem sie selbst als Sponsoren auftraten oder den Endbetrag großzügig aufrundeten.
Am vergangenen Freitag konnte den gespannten Schülerinnen und Schülern das Endergebnis präsentiert werden: 3500 € haben sie gemeinschaftlich erlernt! Antonia freut sich über dieses tolle Ergebnis: „Vokabeln müssen wir ja sowieso lernen. Und wenn man damit noch etwas Gutes tun kann, ist das doch super.“ Auch Schulleiter Markus Ratajski ist beim Fototermin mit Antonia, Leon, Antonie und Thea als Vertreter ihrer Kurse sichtlich stolz auf das soziale Engagement der Siebtklässler. „Das habt ihr ganz prima gemacht!“ Allen Sponsoren gilt ein ganz herzlicher Dank!
Mit den Spendengeldern organisiert „Save the Children“ in der Ukraine selbst sowie in den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldau und Litauen Nothilfeeinsätze. Neben dem Lebensnotwendigsten werden an Kinder, die in Bunkern ausharren müssen, Spiel- und Bastelsets verteilt, die dabei helfen Stress abzubauen und Gefühle mitzuteilen. Ein wesentlicher Bestandteil der Hilfe sind auch Schutz- und Spielräume, in denen Kinder zur Ruhe kommen und unbekümmert spielen können. Dort werden sie auch psychologisch betreut.
Doris Kennemann