Das Rat Sarcoma Gen RAS – oder wie Genforschung funktioniert
Mittlerweile hat es ja schon Tradition, dass die heiße Phase der Vorweihnachtszeit für die Biologie-LeistungskursschülerInnen und interessierte SchülerInnen der Grundkurse am St.-Ursula-Gymnasium Attendorn mit dem Besuch des emeritierten Professor Dr. Wittinghofer vom Max-Planck-Institut für Biochemie Dortmund eingeläutet wird. Sein Vortrag thematisierte aktuelle Forschungsergebnisse der Krebsforschung, zu denen seine Arbeitsgruppe wesentliche Erkenntnisse beisteuern konnte. Ein besonderer Schwerpunkt des Vortrags lag in der Rolle des Protoonkogens RAS und dessen Genproduktes, welches in der Entstehung von Tumoren eine zentrale Rolle einnimmt, da es die Funktion eines An/Aus-Schalters in der Zellteilung besitzt. Veränderungen dieses Gens und seines Genproduktes bewirken eine ungehemmte Zellteilung und sind damit ein Schlüssel zum Verständnis einer maßgeblichen Tumoreigenschaft, der unkontrollierten Gewebewucherung. Professor Wittinghofer verstand es auch dieses Jahr wieder, die Schüler durch seinen fundierten und kurzweiligen Vortragsstil zu fesseln, so dass zwei Schulstunden wie im Flug vergingen. Für die SchülerInnen war der Vortrag in zweierlei Hinsicht ein Gewinn, da sie Einblicke aus erster Hand zu aktuellen Forschungsthemen bekamen und die genetischen Aspekte der Krebsentstehung aktuell in den Biologie Lehrplan des Landes Nordrhein-Westfalen Einzug gehalten haben. Viel näher am biologischen Forschungsgeschehen kann man also schon fast nicht mehr sein.
Mathias Rath
Molekularbiologe zu Besuch am St.-Ursula-Gymnasium
Auf Einladung der Fachschaft Biologie hielt der am Max-Plank-Institut in Dortmund tätige Molekularbiologe Prof. Dr. A. Wittinghofer am 06.12.2012 für die Schülerinnen und Schüler der Biologie-Leistungskurse einen Vortrag zum Thema
„Molekulargenetische Grundlagen der Krebsentstehung“.
Es gelang ihm, dieses komplizierte Thema auch für Schülerinnen und Schüler verständlich zu machen, wozu seine mitreißende Vortragsweise wesentlich beitrug.
Nach einer kurzen Darstellung des bereits bekannten Wissens über Krebserkrankungen und Krebsentstehung erklärte er am Beispiel des Ras-Proteins das derzeitige Verständnis der Krebsentstehung auf molekularer Ebene. Ras ist ein zentrales Glied verschiedener Signalübertragungswege, die Wachstums- und Differenzierungsprozesse in Wirbeltierzellen regulieren. Es ist ein molekularer Schalter, mit dem zelluläre Prozesse an- oder abgeschaltet werden können. In seiner aktiven Form (Schalter an) ist es ein wachstumsstimulierendes Signal in der Zelle. Das inaktive Ras hat diese Fähigkeit nicht. Mutationen im ras-Gen führen dazu, dass das Ras-Protein nicht mehr in seine inaktive Form überführt werden kann, somit unkontrollierte Zellteilungen auftreten. In 20 bis 30 Prozent aller menschlichen Tumoren werden diese Mutationen gefunden. Die Kenntnis solcher Signalübertragungswege in der Zelle macht es möglich, spezifisch wirkende Antitumor-Medikamente zu entwickeln.
Derartige Forschungsergebnisse sind Voraussetzung für eine personalisierte Krebstherapie, die die nebenwirkungsreiche und langfristig wenig erfolgreiche Chemotherapie ablösen kann.
Prof. Wittinghofer, bis 2009 Direktor der Abteilung Strukturelle Biologie am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund und derzeit in der Emeritusarbeitsgruppe dieses Instituts und als Honorarprofessor an der Ruhr-Universität Bochum (Fakultät Chemie) tätig, hat sich sein ganzes wissenschaftliches Leben mit Struktur-Funktions-Beziehungen von Proteinen beschäftigt. Er hat gezeigt, wie sie als molekulare Schalter funktionieren. Einer der am meisten beachteten Beiträge waren die Arbeiten über das Ras-Protein. Er konnte zeigen, wie das Protein in 3D aussieht und warum krebsauslösende Ras-Mutanten nicht mehr abgeschaltet werden können.
Für diese hervorragenden Arbeiten wurde er unter anderem mit der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, der Otto-Warburg-Medaille, geehrt.
Am Ende des Vortrags überreichte Kurssprecher Maximilian Stracke ein kleines Präsent, was ihn sichtlich freute. Herr Prof. Wittinghofer verabschiedete sich mit den Worten: „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ich komme gerne wieder.“